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Hurtigruten 2017

(Reisebericht von Uta und Horst mit der Nordnorge 22.9.-3.10.2017)
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Reiseroute

Hamburg-Oslo (Flug)
Oslo-Bergen (Eisenbahn)
Bergen-Kirkenes - kurz vor der russ. Grenze (Schiffs-Hinreise)
Ki
rkenes-Trondheim (Schiffs-Rückreise)
Trondheim-Kopenhagen-Hamburg (Flug)
38 Häfen auf der Hinreise / 29 Häfen auf der Rückreise

 

So viel Fisch habe ich noch nie auf meinem Speiseplan gehabt. Morgens am Buffet kalt, mittags am Buffet als Auswahl kalt oder warm, abends im Menu-Angebot am Tisch warm. Und immer lecker. Nicht nur Lachs, sondern auch Kabeljau, Schellfisch und andere Sorten – nicht zu vergessen natürlich auch Stockfisch – eine norwegische Spezialität, die wohl mehr der Not als einem Geschmack zu verdanken ist.

Und dann neben den vielen Bergen und Fjorden all die pitoresken Holzhütten – rot gestrichen, weiß bemalt, auf Holzpfählen stehend, einzeln in der Gegend verlassen oder in kleinsten Gruppen aneinander geschmiegt, vom Wasser umspült, ein kleines Boot zwingend vor der Haustür am Anker. Herrlich anzusehen!

Aber fangen wir vorne an. Nachdem die Schiffsreise von Uta und mir zu Beginn dieses Jahres mit dem TUI Schiff 1 (2.500 Passagiere) von und nach Singapure für uns nicht so der volle Hit geworden war, stand nun eine Reise mit nur einem Fünftel an Passagieren auf der Nordnorge an und war von vielen Freunden immer wärmstens empfohlen worden. Da kann doch nichts schief gehen, oder?

Und das tat es auch nicht. Insbesondere, wo es an neun von elf Tagen nur strahlenden Sonnenschein gab und wir uns mehr an Palermo als an den Nordpol erinnert fühlten. Aber jetzt wirklich mal der Reihe nach. Reisen fängt ja bekanntlich zuhause an. Da wir auf den Fotos von Hurtigruten nur dick eingemummelte Passagiere gesehen hatten, kamen dementsprechend auch nur die größten Koffer infrage. Und da wir in Oslo, unserer ersten Reisestation, noch eine Hotel-Übernachtung hatten, musste auch noch ein kleines Handgepäckstück mit. Nur, wie kamen wir vom Flughafen Oslo zum Hotel mit so vielen Gepäckteilen? Logo, ein anderes Ehepaar und wir nahmen eine Taxe, in die wir uns mühsam reinquetschten. Leider gibt es in Oslo mehr als ein Hotel "Karl Johan", und wir landeten natürlich im falschen. Da das richtige Hotel nach Aussage des freundlichen Personals im ersten Hotel “ganz nahe“ sei, zogen wir über die erstaunlich belebte Karl Johan gata mit unseren Koffern im Schlepptau los – gar nicht so einfach mit den Baustellen, Kantsteinen und vielen Menschen auf dem ca. "nur" 300 Meter langem Weg. 

Na gut, das Hotel war ordentlich, der Spaziergang zur Central Station (auf dem Vorplatz wurde gerade ein Tiger mit einem Luftballon gefüttert) war leicht zu finden, das Bier im Hotel-Foyer (draußen! Wie im Süden!) verlangte uns noch Überwindungskraft ab. Später haben wir uns an den Preis von 11,50 € für das Glas  Bier gewöhnt. Oslo hat sich uns von seiner besten Seite gezeigt: Urban, lebendig, jung, aktiv, tolle Stimmung auf den Straßen. Den Menschen scheint es wirklich gut zu gehen. Man muss die Stadt einfach lieben.

Nach einer Übernachtung in Oslo ging es mit der Bahn (sehr eindrucksvoll!) über die teils immer noch mit Schneeresten bedeckten Berge an die Küstenstadt Bergen. Wegen einer Radsportveranstaltung (eine der "größten Sportveranstaltungen der Welt" – na, ja, lassen wir dieses Votum den Norwegern gerne, sie sind so ein sympathisches Volk) hielt der Zug bereits eine Station vor Bergen, von wo aus es per Bus zum Schiffsanleger ging.

Abfahren! Uta an der Reling, im Hintergrund die Pier von Bergen. Abends um 20:00 Uhr hatten wir unser Gepäck in unserer zwar kleinen, aber sehr praktisch aufgeteilten Kabine 646 verstaut und waren zur ersten Mahlzeit an Bord der Nordnorge bereit. Unsere Bordkarte war neben Türschlüssel und Bordausweis gleichzeitig für die gesamte Reise unser Zahlungsmittel - sehr praktisch.

Die erste Strecke führte uns gleich zum ersten Highlight: Geiranger-Fjord. Allerdings zunächst ging es in den Hjörund-Fjord. Spektakulär wie erwartet die Bergwelt rundherum. Traumhafte Spiegelungen im Wasser. Und ab jetzt blieb uns die Sonne tagelang treu. Was kann man Schöneres erwarten. 

Die nächste Station hieß Trondheim, für Norwegen eine „große“ Stadt, die jedoch neben der Kathedrale und den bunten Handelshäusern am Wasser und der Besonderheit einer Brücke für Radfahrer uns als verwöhnte Hamburger zwar Farben und Flair bescherte, aber das Malerische, Pitoreske, welches wir später in Norwegen immer wieder bewundern durften, nicht bot.

Weiter ging es als Schiffsreise mit immer wieder wechselnden Ausblicken auf schönste „Kleinigkeiten“: Ein einsamer Leuchtturm mitten im Wasser mit Übernachtungsmöglichkeiten für Touries, Berge und kleinste Felsen-Inseln um uns herum. Und wir genossen alles bei strahlend blauem Himmel im Liegestuhl auf Deck. 
  
Nun kamen wir am Polarkreis an. Wie zu erwarten, sieht man am Polarkreis dasselbe Wasser wie südlich und nördlich davon, weht der Wind genau so wie in der Umgebung und ist auch nur eine kleine Kugel auf einem Inselchen zu sehen, damit man erkennen kann, dass man halt hier ist. Auf dem Ausschnitt der Landkarte um Bodoe kann man ersehen, wie sich unser Schiff durch die Norwegen
vorgelagerte Inselwelt einen Weg bahnte. 150.000 Inseln zählt man im Lande, wenn man von einer „Insel“ mindestens 10 qm Größe und etwas Vegetation verlangt.

Das nächste Erlebnis fand am Dienstag statt. „Der stärkste Gezeitenstrom der Welt“ war zu besichtigen. Wir buchten einen Ausflug, kamen unter einer Brücke an und sahen – nichts, jedenfalls nicht mehr als Wasser und darüber die Brücke. Aber Fotos aus anderen Dokumentationen zeigt, dass man hätte etwas sehen können, wenn – ach, ist ja auch egal. Jedenfalls der Wechsel zwischen Ebbe und Flut führt zu gewaltigen Strömungen und Wasser-Strudeln.

Aprospros Brücke – die Norweger haben in den letzten Jahrzehnten offensichtlich eine gewaltige Kraftanstrengung gemacht, um viele spektakuläre Brücken und Tunnel an der Küste zur Über- bzw. Unterbrückung des vielen Wassers zu haben. Nebenstehend zwei kleine Foto-Eindrücke.

Mit Sicherheit ein Höhepunkt unserer Hurtigruten-Reise waren die Lofoten. Ein Pulk von kleineren und größeren Inseln mit teils steilen Berghängen gruppiert sich um schmale Durchfahrten, so dass man vom Schiff aus hautnah an die Berge herankommt. Und als dann noch ein schöner Sonnenuntergang hinzu kam, konnten sich unsere Augen gar nicht satt sehen.

Unser Schiff legte dann in Tromsoe an. Von hier aus ging es per Bus zu einer Huskie-Farm. An sich beginnt die Saison mit den Hundeschlitten Anfang November, aber im letzten Jahr fiel der erste Schnee erst Ende Dezember. Wir durften ganz nah an die zutraulichen Hunde heran; für Uta als Hundehalterin, natürlich eine besondere Freude. Auch ich hatte meinen Spass. Die Landschaft um uns herum war auf der Huskie-Farm schon Richtung Tundra. Murmansk (nur ein paar hundert km im Osten entfernt) ließ grüßen.

Die nächste Station Honningsvag kämpft seit Jahren mit Hammerfest darum, die nördlichste Stadt Europas zu sein. Von hier aus wurde fahrplanmäßig ein Ausflug zum Nordkap angeboten. Wir wussten, was uns dort erwartet (wieder eine Kugel auf einem hohen Felsen, und das war’s). So überließen wir anderen Passagieren den Ausflug für 1.488 NOK (ca. 155 EUR) pro Person und genossen die herrliche   Landschaft vom Schiff aus - und immer weiter bei strahlendem Sonnenschein.

Wenn man schon so weit nördlich vom Polarkreis ist, dann muss man natürlich auch nach dem Nordlicht Ausschau halten. Wir hatten mehrere Abende hintereinander das Glück, so ein Natur-Spektakel zu erleben. Fotografieren mit einem Handy ist allerdings weniger angesagt. Nur mit guten Kameras läßt sich dieses phänomenale Wetterleuchten festhalten. So habe ich nebenstehendes Foto nicht selbst geschossen.

Hier im tiefsten Norden leben noch heute die Samen (“Sumpfleute, veraltet: “Lappen“). Auch diesen Ausflug mit dem Bus für zwei Stunden mit der Kleinigkeit von ca. 85 EUR pro Person ließen wir aus und erfreuten uns an der herrlichen Landschaft, und ich füge hier neben meinem Bild vom Sonnenuntergang zwei nicht eigene Fotos aus Lappland ein.

Die nördlichste Station unserer Schiffsreise war Kirkenes, nur ca. 30 km von der russischen Grenze entfernt. Ein Wegweiser wies 2.500 km bis Oslo und 4.500 km bis München aus. Warum nun ausgerechnet Graz mit 5.123 km Entfernung auch angegeben wurde, blieb uns verborgen.

Und schon ging’s zurück auf die Südroute. Hammerfest hieß unser erstes Ziel. Auf dem Kartenausschnitt des laufend aktualisierten Bord-Monitors kann man erkennen, wie wir zunächst von Kirkenes westwärts am Nordkap vorbeifahren mussten. Von unserem Speisesaal aus ließen wir die Berglandschaft an uns vorbeiziehen. In Hammerfest zeigten sich mehr wenige Häuser, wie wir es auf einer Autoreise 1964 erlebt hatten. Jetzt war eine kleine Stadt gewachsen. Wir besichtigten die Kirche mit einem eindrucksvollen Fenster.

  

Über kleinere Orte mit den köstlichen Namen Oksfjord und Skiervoya kamen wir dann wieder – erneut begleitet von einem Nordlicht – zu den Lofoten und machten eine erste Station in Harstad. Ein kleiner Kartenausschnitt mag zeigen, wie sich unser Schiff durch die Inselwelt der Lofoten einen Weg gebahnt hat.

In Harstad verließen wir unser Schiff und machten per Bus eine Landreise bis Sortland, wo wir dann wieder auf unser Schiff, die Nordnorge, trafen. Neben der kleinen Dorfkirche lud uns ein Museum in alte Zeiten ein. Sollten es Wikinger sein, die uns furchterregend in Ritterrüstung ansahen? Waren dies die Segelboote, mit denen einst lange vor Columbus Menschen aus Skandinavien bis Amerika gesegelt sind?

Wir hatten eine Bustour gebucht, welche uns über die Inselwelt der Lofoten führte, während unser Schiff zu einer weiteren Anlegestelle fuhr.  Es ging durch herrliche Landschaften und über eine kleine Fähre, denn sonst hätten wir das andere Ufer des Seitenfjords nicht erreichen können. An den Schatten auf dem Foto sieht man, wie intensiv Fotos von dieser eindrucksvollen Landschaft gemacht wurden. Uta und ich versuchten es mit einem Selfie.

In einem kleinen Fjord bei Digermulen konnte man die Felswände links und rechts, auf denen sich verzweifelt einiges Buschwerk festklammerte, fast mit den Händen berühren. Dann begegnete uns das Ausflugsboot, mit welchem einige Passagiere zur Beobachtung der großen Seeadler aufgebrochen waren. Am Ende des Fjords musste unser Schiff quasi auf der Stelle vor einer Steilwand drehen.

Im Ausflugsangebot war abends, auf Pferderücken von 18:40 bis 22:00 Uhr die Umgebung von Svolvaer/Stamsund zu entdecken. Uta meinte, dass meine Reit-Erfahrung für so eine Exkursion nicht ausreiche. Ich störte mich insbesondere am erneut horrenden Preis von ca. 165 EUR pro Person. Wir begnügten uns damit, den Ort vom Schiff aus zu betrachten.In Sandnessjoen liegt noch das erste Postschiff, welches die heute so beliebte Hurtigruten-Reisen ins Leben rief.

In Bronnoysund ist eine ca. 100 Meter lange Höhle mitten in einem aus dem Meer herausragenden Felsen zu bewundern (Ich würde eher sagen: zu erahnen). Entstehung und Geschichte dieser merkwürdigen Naturerscheinung sind offensichtlich unbekannt.

Und schon waren wir nach 10 Tagen Seereise wieder in Trondheim gelandet, von wo wir per Flug über Kopenhagen zurück nach Hamburg gekommen sind.

Zusammenfassend kann man von einer prächtigen Reise berichten. An erster Stelle war uns der Wettergott bis auf den letzten Tag auf See so hold, dass die Bordbesatzung von einer Riesen-Ausnahme – insbesondere in dieser Jahreszeit - sprach. An zweiter Stelle ist die norwegische Küsten-Landschaft einfach einmalig schön und vom Wasser aus viel intensiver als von Land aus zu genießen. An dritter Stelle können wir eine Reise mit einem Schiff dieser Größenordnung wärmstens empfehlen.

Also, liebe Leser, fasset Mut und akzeptiert, dass alles in Norwegen etwa drei Mal so teuer wie in Deutschland ist. Wenn man bedenkt, dass die Einkommen nur ca. doppelt so hoch liegen wie bei uns, dann nimmt man gerne den Hut ab vor den Norwegern, die uns alle freundlich und zufrieden begegnet sind.

Uta und ich sagen herzlichen Dank an unser Schicksal, das uns diese tolle Hurtigruten-Reise ermöglicht hat.

 

 

 

 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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